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Warum meine Hunde nicht perfekt sind

Als ich 13 war, bekam ich meinen ersten Hund.

Bella, eine Bordercollie-Schäferhund Mix Hündin. 

Sie war der erste Hund in unserer Familie. Und trotz anfänglicher Schwierigkeiten und ein paar kleinen Macken, haben wir sie sehr gut hinbekommen. Bella war eine sehr aktive, aber sehr brave Hündin. Sie hat perfekt gehorcht und einem quasi jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Als ich auszog, musste sie bei meinen Eltern bleiben.

 

Nach 5 Jahren ohne eigenen Hund, zog dann 2009 endlich mein erster eigener Hund ein.

Gianni. Ein Lagotto Romagnolo Rüde. Ich hatte grade das Tierpsychologie Studium beendet und natürlich den Anspruch, dass mein Hund "perfekt" sein sollte. Doch Gianni war weit weg von perfekt.... Er hatte einige Unsicherheiten und Ängste, leidete unter leichter "Zerstörungswut" als Junghund und hatte einen ziemlichen Dickkopf...

Ich machte uns beiden mit meinen Ansprüchen ziemlichen Druck.

Bis ich mir eines Tages dachte, pfeif drauf, was die anderen sagen. Solange er seinen Job gut macht, darf er auch einfach Hund sein und quatsch machen.

und das machte er. Beides. Er war sein leben lang ein zuverlässiger Kollege, der bei seiner Arbeit mit mir immer alles gegeben hat. Und in seiner Freizeit hat er halt auch gerne mal quatsch gemacht.

Insbesondere was das Thema Kinder anging, konnte ich mich quasi bis zum letzten Atemzug auf ihn verlassen.

 

Choco, unsere Lagotto Hündin, kam 2017 als Welpe zu uns.

Sie kam aus einer guten Zucht und war ein relativ normaler, etwas zu klein geratener Welpe und Junghund. Bis auf ein paar kleinere, Lagotto typische diskussionen war alles ok.

Ich wollte sie auch gerne bei meiner Arbeit einsetzen. Und habe das teilweise auch getan.

Bis es leider zu einem Unfall kam. Ein Hund riss aus seinem Haus aus und rannte ohne Umwege direkt auf Choco zu, packte und schüttelte sie. Wir sind sofort dazwischen gegangen und zum Tierarzt. Von außen war nichts zu sehen. Und so dachten wir, alles ok. Sie hat noch mal Glück gehabt.

Aber mit der Zeit wurde sie immer komischer. Bis wir schließlich herausfanden, dass Choco dadurch ein schweres Trauma und sogar eine PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) davon trug.

Dadurch hat sie einige "Macken", die teilweise durch Trigger ausgelöst werden. Manche kennen wir, manche nicht.

So hat sie, trotz Training, Stress bei Begegnungen und bellt Hunde und Menschen erst einmal an. Irgendwie verständlich, wenn man bedenkt, dass damals aus ihrer Sicht aus heiterem Himmel plötzlich irgendetwas sie gepackt hat und töten wollte. Das ging so schnell, dass sie vermutlich nichtmal richtig erkennen konnte ob es einer von uns Menschen oder der Hund war....

Auf Ausenstehnde wirkt das immer ersteinmal etwas schwierig, wenn man eine 39cm Furie an der Leine hat. Die aber einfach in dem Moment nicht anders kann. Wenn sie merkt, dass ihr keiner was will, ist sie sehr umgänglich. 

Choco tut sich schwer damit, etwas zu lernen. Das wiederum musste ich erst lernen zu akzeptieren. Sie ist halt einfach irgendwie anders. Aber wir haben uns mit ihren "Macken" abgefunden. Und setzen sie nicht unnötig stressigen Situationen aus.

 

Bodhi, unser Whippet Rüde, ist wohl unser bisher unkompliziertester Mitbewohner.

Aber dank einsetzender Pubertät, sorgt auch er grade dafür, dass ich hin und wieder selbst sehe, wie es Besitzern von so Hundeschnöseln geht.

 

Du siehst also, wenn dir jemand mit einem kläffenden Hund entgegen kommt, und das vielleicht sogar ein Hundeprofi ist, es kann sein, dass der Hund nicht einfach unerzogen ist, sondern mehr dahinter steckt.

 

Meine Hunde haben gewisse Regeln, die für sie gelten. Und sie lernen auch Dinge, die mir wichtig sind.

Aber meine Hunde sind auch einfach Hunde und Individuen. Mit ihren eigenen Charaktereigenschaften und Vorlieben. Und die dürfen sie (soweit niemand dadurch gestört wird) auch ausleben.